Alberto Franchetti (1860-1942)
Geboren am 18. September 1860 in Turin.
Baron Alberto Franchetti, Sohn des reichsten Mannes Italiens, studierte in München und Dresden bei Rheinberger und Draeseke und war für kurze Zeit sogar deutscher Staatsbürger. Er komponierte hauptsächlich Opern. Nach drei Welterfolgen (Asrael, UA 1888; Cristoforo Colombo, 1892 zum 400. Jahrestag der Entdeckung Amerikas in Genua uraufgeführt; und Germania, UA 1902) und drei eher durchwachsenen Opern, begann sein Stern zu sinken. 1915 und 1922 entstanden aber noch zwei hochklassige Werke, der Einakter Notte di leggenda, welcher leider durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs in seiner Verbreitung stark behindert wurde, und Glauco, ein Stoff aus der antiken Mythenwelt. Völlig entgegen den sehr oberflächlichen bis grundverkehrten Einschätzungen mehrerer Musikwissenschaftler, scheint sich gerade dieser Glauco als echte Krönung von Franchettis Schaffen zu entpuppen. Die Oper wurde anscheinend nach ihrem UA-Erfolg in Neapel deshalb nicht öfter gespielt, weil Franchetti sich mit seinem Verlag Sonzogno überwarf und das Werk beleidigt zurückzog. Helmut Krausser und Torsten Rasch haben soeben einige der besten Stücke aus dieser nur im Klavierauszug erhaltenen Oper neu für Orchester instrumentiert. (Wird im Herbst 2015 in Kaiserslautern aufgeführt.)
Franchetti war ein Lebemann und Abenteurer, er fuhr Autorennen, riskierte mehrere Duelle auf Leben und Tod, war begeisterter Bergsteiger und Präsident des ersten italienischen Automobilclubs ebenso wie der Wagner-Gesellschaft. Seine Vorliebe für heroische Charaktere, überlebensgroße Figuren und fantastische Hintergründe entsprachen bald nicht mehr dem Zeitgeschmack. Auf der Höhe seiner Popularität war er aber bekannter und sicherlich auch talentierter als seine Kollegen Mascagni, Cilea, Giordano, Leoncavallo, Samara und Smareglia um die wichtigsten Rivalen Puccinis zu nennen.
Ab 1938 litt der jüdische Komponist unter dem Aufführungsverbot der Faschisten. Kurz vor seinem Tod vollendete er eine letzte Oper, Don Napoleone, die immer noch ihrer Uraufführung harrt.
Franchetti starb am 4. August 1942 in Viareggio.
Website über den Komponisten (It): [www.albertofranchetti.it]
Website der "Freunde Franchettis": [www.freundefranchettis.com]
Porträtiert bei musica reanimata im 115. Gesprächskonzert am 4. Dezember 2014.