
Constantin Regamey (polnische Schreibweise: Konstanty) war ein vielseitig begabter Musiker und ein Sprachgenie. 1907 wurde er in Kiew geboren, wo seine Eltern gemeinsam eine private Musikschule leiteten. Außer von ihnen erhielt er Unterricht von Reinhold Glière. 1920 floh seine Mutter mit ihm und ihrem neuen Partner nach Warschau.
Regamey studierte Indologie und klassische Philologie in Warschau und Paris. Von 1935 an unterrichtete er an der Warschauer Universität, wo er sich 1937 habilitierte. Als Musiker hatte er keine akademische Ausbildung, Musik war aber immer ein wichtiger Teil seines Lebens. Als Gymnasiast besuchte er Musiktheorie-Kurse bei Felicjan Szopski. Die frühesten Kompositionen datieren von 1920. Von 1932 an arbeitete er als Musikjournalist, 1937 bis Herbst 1939 leitete er die Redaktion der Muzyka Polska. In der polnischen Sektion der IGNM, die im April 1939 Gastgeber des Festivals war, war er Vizepräsident.
Die Schließung der Universität und das fast vollständige Unterbinden des Musiklebens während der Okkupationsjahre zwangen Regamey zu einer prekären Existenz: Er spielte Klavier in Kaffeehäusern, organisierte und gab illegale Privatkonzerte und betätigte sich als Kurier und Informant des polnischen Widerstands. Dabei kam ihm zugute, dass er aufgrund seiner Abstammung väterlicherseits einen Pass der neutralen Schweiz besaß. Im September 1944 wurde er verhaftet und ins KZ Stutthof deportiert. Im November 1944 konnte er zusammen mit seiner Frau und seiner Mutter in die Schweiz ausreisen. Er nahm seine früheren Berufe wieder auf als Prof. für Linguistik und für slawische und orientalische Sprachen an den Universitäten Fribourg und Lausanne sowie als Komponist, Musikschriftsteller und Organisator des Musiklebens, z.B. als Präsident des Schweizer Tonkünstlerverbands (1963-68).
Constantin Regamey starb am 27.12.1982 in Lausanne.
Werke (Auswahl)
- Chansons persanes für Bariton und Klavier oder Kammerorchester (1940-42)
- Quintett für Klarinette, Fagott, Violine, Cello und Klavier (1940-44)
- Sonatine für Flöte und Cembalo oder Klavier (1944-45)
- Variationen und Thema für großes Orchester (1947-48)
- Streichquartett (1948)
- Cinq études für Frauenstimme und Klavier oder Orchester (1955-56)
- Cinq poèmes de Jean Tardieu für gemischten Chor aus Solisten (1962)
- Autographe für Kammerorchester (1962/63 und 1966)
- „4 x 5“, Konzert für vier Quintette (1964)
- Alpha, Kantate für Tenor und Orchester nach Versen aus dem Rigveda (1970)
- Mio, mein Mio, Oper nach Astrid Lindgren (1969-72, bisher nicht aufgeführt)
- „Lila“, Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester (1976)
- Visions, Kantate für Bariton, Chor, Orchester und Orgel (1978-79)
Porträtiert bei musica reanimata im 129. Gesprächskonzert am 6. April 2017.