Ingolf Dahl Ingolf Dahl (1912-1970)

Ingolf Dahl wurde am 9. Juni 1912 in Hamburg als Sohn deutsch-jüdisch und schwedischer Eltern geboren. Er studierte in Köln bei Philipp Jarnach (Komposition) und nach seiner Emigration 1932 am Konservatorium in Zürich bei Volkmar Andreae (Dirigieren) und Walter Frey (Klavier). In der Schweiz entwickelte sich parallel zu seinem Studium schnell eine vielversprechende musikalische Karriere für Dahl, der mit Mitte 20 bereits Assistenzdirigent am Staattheater – dem heutigen Opernhaus – war und u.a. bei der Uraufführung von Alban Bergs Lulu mitwirkte. Nachdem Dahl am Stadttheater nur noch vom Orchestergraben aus musizieren durfte, folgte er 1939 seiner späteren Frau Etta (geb. Gordon-Linick) und ihrem Sohn Anthony Linick nach Los Angeles. Dort gelang ihm nach einem schweren Start mit finanziellen Problemen eine beachtliche und sehr vielseitige Karriere als Pianist, Dirigent, Komponist und Professor an der University of Southern California. Er arbeitete u.a. mit Igor Strawinsky, Arnold Schönberg und Aaron Copland, erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie z.B. zwei Guggenheim Fellowships (1954 und 1958) und setzt sich sehr für die zeitgenössische Musik u.a. im Rahmen der Monday Evening Concerts ein.
1943 wird Dahl amerikanischer Staatsbürger. Ein Jahr zuvor änderte er seinen Namen von Walter Ingolf Marcus zu Ingolf Dahl – Dahl ist der Mädchenname seiner schwedischen Mutter. Ingolf Dahl starb am 7. August 1970 in Frutigen bei Bern.

Dahl komponierte überwiegend Kammermusik und Werke für Klavier solo, aber auch einige Lieder und Werke für Orchester. Sein Stil weist viele Facetten auf, so schreibt er zu Beginn laut James Berdahl atonal-expressionistisch, dann neoklassizistisch, gefolgt von einer chromatisch-dissonanten Phase und am Ende seines Lebens in tonal-serieller Synthese. Bei allem bleibt sein Ohr, wie er selbst sagte, die letzte Instanz.

Porträtiert bei musica reanimata im 143. Gesprächskonzert am 20. Februar 2020.


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