Oskar Siebert Oskar Siebert (1923-2009)

  • 20.6.1923 Geburt von Oskar Siebert im Gasthof zur Post in Neukirchen (Bayerischer Wald).
    Vater: Erwin Siebert, Roma, Geigenbauer in der 4. Generation, deutscher Soldat im 1. Weltkrieg, russische Gefangenschaft 1919 und Mitglied der Roten Armee. Mutter: Katarina Aleksandra Gutkina, jüdische Russin.
    Umzug der jungen Familie in die Müllerstraße im Wedding.
  • 8.2.1925 Geburt des Bruders Egon Siebert in Berlin.
  • ab 1927 erhält Oskar Geigenunterricht bei Richard Goldmann (Staatsoper).
  • 1929 Zur Einschulung spielt Oskar den ersten Satz des Violinkonzertes a-moll von Vivaldi.
  • 1933 Oskar kommt auf ein musisches Gymnasium.
  • 1935 muss die Familie wegen Erweiterung der Schering-Werke in die Lindower Straße umziehen.
  • 1936 Goldmann verschwindet spurlos, erste Verhaftungen von Sinti und Roma (Lager in Marzahn)
  • 1937 Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule („sehr gut“), erste erhaltene Kompositionen
  • 1938 Verbot des Musikstudiums für „Nichtarier“ – Das Konservatorium Klindworth-Scharwenka nimmt die Verfemten auf.
  • 1941 Oskar und Egon bekommen eine Bescheinigung der Rassenhygienischen Forschungsstelle Berlin-Dahlem. Verhaftung . Arbeitsdienst in Wuppertal. Transport nach Mauthausen. Oskar hat Glück, er gerät in eine Musikkapelle, die für die Wachmannschaft „Alpenland“ im KZ spielen muss: Gitarre, Trompete, Saxophon, Schlagzeug, Kontrabass, Klavier. Bruder Egon muss in den berüchtigten Steinbrüchen arbeiten.
  • 1943 werden beide Brüder zu Organisation Todt (OT) gebracht. Sie arbeiten beim Bau von Bunkern und Abschussrampen für V1 und V2 und an der französischen Atlantikküste (OT hat unter ihren eine Millionen Mitarbeitern 22.000 KZ-Häftlinge).
  • 1944 Rückzug aus Frankreich, wieder Wuppertal, Tod des Bruders Egon. Zurück nach Mauthausen.
  • 1945 Flucht mit Kohlentransport Richtung Berlin. Fußweg von Jüterbog bis ins zerbombte Berlin.
  • 3.9.1945 Hochzeit mit Gertraud Daebler.
  • 1946 erste Auftritte als Bob Siebert mit seinem Sextett im neuen Rias-Berlin u.a. Geburt des ersten Sohnes Egon.
  • 1947 Reise nach Hilversum, Kauf einer Gibson-Gitarre, Treffen mit Django Reinhardt.
    Geburt des zweiten Sohnes Michael.
  • 1949 Vorbereitung zur Übersiedlung in die USA.
  • 1950 Geburt des dritten Sohnes Reginald in München.
  • 1950-1954 In den USA viele Auftritte in Bands und Tanzorchestern (z.B. Tommy Dorsey, Les Paul), guter Verdienst. – Kompositionsstunde bei Arnold Schönberg in L.A.
  • 1955 Rückkehr nach Berlin, Wohnung in Reinickendorf (Humboldtstraße).
    Mitwirkung im Rias-Tanzorchester, bei Kurt Edelhagen, Fernsehorchestern usw.
  • 1961 Tochter Bettina geboren.
  • ab 1963 Keine Musik mehr in amerikanischen Clubs, die Ballhäuser West-Berlins schließen nach und nach, das Rias-Tanzorchester wird aufgelöst. Aufbau des Orchesters der BSR.
  • 1983 Oskar Siebert geht in Rente und beginnt verstärkt mit dem Komponieren.
  • 1989 Tod der Ehefrau Gertraud.
  • 1993 Tod des Sohnes Egon (Trompeter beim SOB).
  • 1995 Tod des Enkels Florian (Sohn von Reginald).
  • 28.5.2009 Tod von Oskar Siebert.

Werkverzeichnis:
  • 1 Choralkantate (op. 1) – 1937
  • 2 Fünf Inventionen für Klavier (op. 2) – 1937 (?)
  • 3 Streichquartett (Dem Andenken Arnold Schönbergs) 1963 / 1986
  • 4 Vier Schlager-Titel (erwähnt in einem Brief an den WDR)
    a) Au revoir Paris b) Zum ersten Mal c) Red Leaves d) Yellow Pine
  • 5 Olympia-Fanfare 1972 für kleines Orchester
  • 6 Fünf Episoden für Streichtrio (Vl,Va,Vc) – 1973
  • 7 Suite für drei Violinen – 1975
  • 8 Konzert für Viola und Kammerorchester – 1986
    (Fassung für Viola und Klavier – 2005)
    (Fassung für Viola und großes Orchester – 2008)
  • 9 Vier Präludien für Gitarre – 1987
  • 10 Quasi Una Fantasia für Vl, Vc, Kb – 1989
  • 11 Klangdenkmal für Streichquartett
  • 12 Windspiele für Bläserquintett
  • 13 Andalusisches Ständchen für Streichtrio (Vl,Va,Vc) – 1992
  • 14 Wiener Melange, Walzer-Intermezzo für Viola und Orchester – 1993
    (Fassung für Viola und Klavier 2004)
  • 15 Lied für Bratsche und Klavier – 1994
  • 16 Begegnung für 10 Instrumente (Fl, Kl, Hr, Fg, Klav, Strquint.)
  • 17 Begegnung 2 für Streicher und 2 Flöten – 1994
  • 18 Spielerei für Flöte und Viola – 1995
  • 19 Abendlied für Violoncello und Gitarre – 1997
  • 20 Suite im alten Stil für Streichtrio
  • 21 Begegnung am Morgen – Lied und Arrangement
  • 22 Blue Constellation – Lied und Arrangement
  • 23 Red Leaves – Lied und Arrangement
  • 24 Israelevka für Viola und Kam.-Orchester – 1997
  • 25 Konzertante Suite für Violine und Orchester (Erinnerungen an Irland) – 1997
  • 26 Klangornament für Streichquartett – 1998
  • 27 Fünf Miniaturen für Streichquartett – 1998
  • 28 Einsame Bratsche (Lonesome Viola) für Viola und Klavier – 1999
  • 29 Musik für Bratsche (Violine) in Form einer barocken Solo-Sonate 1999
  • 30 Regenmann-Quartett - 2001
    Dito, Fassung für Streichorchester mit Sopran-Solo
  • 31 Konzert für Violine, Viola und Kammerorchester – 2002
  • 32 Madrugada, Tango für Violine und Orchester – 2003
  • 33 Sonate für Viola und Klavier – 2005
  • 34 Musik zur Befreiung des KZ Mauthausen für Streichquintett mit Kontrabass – 2007
  • 35 Drei kleine Inventionen für Klavier – 2008


Porträtiert bei musica reanimata im 89. Gesprächskonzert am 15. Oktober 2009.


musica reanimata